Liebe Bezieher*innen der Zeitschrift »Der Prediger und Katechet«,
es gibt viele Themen, die uns alle derzeit intensiv beschäftigen. Zuallererst aber natürlich der unsägliche Krieg in Europa mit all dem menschlichen Leid, welches dadurch verursacht wird. Lesen Sie weiter ...
»Der Prediger und Katechet« ist die älteste und auflagenstärkste Predigtzeitschrift im deutschsprachigen Raum.
Sie bietet homiletisch qualifizierte Hilfen für alle in der Verkündigung Stehenden: Priester, Pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit diesem Dienst beauftragte Laien.
Unsere aktuelle Ausgabe 1/2024
mit folgenden Beiträgen:
Wort an die Leser
Martin Rohner
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
»Die Gottesfrage ist wichtiger als die Kirchenfrage. Aber vielfach steht die zweite der ersten im Wege. Das müsste nicht so sein.« Mit diesen Worten begann Hans Küng sein 1967 erschienenes Buch Die Kirche. Nach mehr als einem halben Jahrhundert gilt diese These in noch dramatisch zugespitzter Weise. Die »Kirchenfrage« scheint nicht nur den Weg zu versperren mit über die Jahrzehnte angestauten Reformdesideraten und entsprechenden Blockaden und Konflikten, sondern inzwischen ist vielfach die Kirche selbst in einer Weise fragwürdig geworden, wie es wohl im Aufbruch der Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil kaum vorstellbar war. So wie damals schon wird der Verweis auf die wichtigere Gottesfrage freilich nicht dazu dienen dürfen und können, eben jene Fragen struktureller Reformen in der Kirche zu marginalisieren; nicht zuletzt der 2021 verstorbene Hans Küng wäre ein Kronzeuge gegen den in bestimmten Kirchenkreisen mitunter immer noch beliebten Versuch, die eine Frage gegen die andere auszuspielen. Gleichwohl drängt sich zunehmend die Sorge auf, ob und wie es denn – angefangen bei mir selbst – gelingen kann, dass in der ekklesialen Fundamentalkrise, die uns gegenwärtig bedrängt und oft frustriert, die Gottesfrage nicht doch zunehmend abhandenkommt. Kirche wie Gott stehen offenkundig in Frage; und womöglich wäre es ein erster Schritt aus Lähmung und Lethargie, diesen Fragecharakter ernster zu nehmen.
Weihnachtszeit, Zeit der Besinnlichkeit, der Ruhe und des Friedens. Geschenke, Kekse, Zimt und Vanille, Glühwein und Tannenduft, Kerzenschein und süße Melodien … Für die einen ist das die allerschönste Zeit im Jahr, für die anderen purer Kitsch, unerträglich süß, schlimmste Wirklichkeitsflucht.
So unterschiedlich die Gefühle gegenüber den Weihnachtsbräuchen auch sein mögen, in der Christmette kommen irgendwie alle zur Geltung. Die immer gleichen Riten, vertraute Texte, Kerzenlicht und alte Lieder wärmen Herz und Seele. Und gleichzeitig sind die kirchlichen Traditionen, besonders die ältesten, niemals kitschig, denn sie transportieren Inhalte, die uns unmittelbar mit der Realität menschlichen Lebens verbinden. Insbesondere die biblischen Texte sind sicher anrührend aber niemals rührselig, sie sind ganz gewiss gefühlsbetont aber nicht sentimental. Sie sprechen nämlich von der berührenden Liebe Gottes, der den Menschen seinen Sohn schenkt, aber sie verschweigen nicht, dass dieses Geschenk kein Luxus ist, sondern notwendig – bitter notwendig.
Die Bibel – ein Buch von Gottes Geschichte mit den Menschen
Die Bibel ist ein Buch der Geschichte Gottes mit den Menschen. Wer Gott ist, wie er ins Leben ruft, was er verheißt, worüber er zürnt, wovon er träumt, wird in den Erzählungen des Ersten wie des Neuen Testamentes in Menschengeschichten erzählt: in den Erinnerungen an erfahrene Befreiung ebenso wie im fragend-sehnsüchtigen Ausstrecken nach seiner rettenden Gegenwart. In der Bibel werden Geschichten von Scheitern und Aufbruch, Einsamkeit und Begegnung, Not und Lebensfreude wahrgenommen und weitererzählt als Erfahrungen des schöpferisch handelnden Gottes und seines Bundes mit den Menschen. Das gilt in besonderer Weise, wenn im Neuen Testament vom Leben und Leiden, Sterben und Auferstehen des Menschensohnes Jesus von Nazaret erzählt wird, in dessen Geschichte sich Gottes Geschichte mit den Menschen in besonderer Weise verdichtet und – wie es im christlichen Glaubensbekenntnis heißt – Gott zur Welt kommt. Wie in seiner Nachfolge Menschen ihr Leben mit Gott gestalten und wie sich das Geheimnis Gottes in ihrem Leben zeigt, wird biblisch in der Apostelgeschichte und den Briefen aus der frühen Kirche dokumentiert…