Liebe Bezieher*innen der Zeitschrift »Der Prediger und Katechet«,
es gibt viele Themen, die uns alle derzeit intensiv beschäftigen. Zuallererst aber natürlich der unsägliche Krieg in Europa mit all dem menschlichen Leid, welches dadurch verursacht wird. Lesen Sie weiter ...
»Der Prediger und Katechet« ist die älteste und auflagenstärkste Predigtzeitschrift im deutschsprachigen Raum.
Sie bietet homiletisch qualifizierte Hilfen für alle in der Verkündigung Stehenden: Priester, Pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit diesem Dienst beauftragte Laien.
Unsere aktuelle Ausgabe 4/2023
mit folgenden Beiträgen:
Wort an die Leser
Stefan Walser
Liebe Leserinnen und Leser,
in dem Dorf, aus dem ich herkomme, hatten die Menschen weitgehend einen festen Platz in »ihrer« Kirche. Manche Reihen waren fest vergeben und sogar mit Spendentäfelchen der Familie versehen. Männer traditionell rechts, Frauen meist links, Kinder vorne. Hinter der Orgel gab es noch ein paar Plätze, die immer von den wichtigsten Landwirten im Ort okkupiert waren, um die Zeit der Predigt auch produktiv zu nutzen … Das alles ist bald vierzig Jahre her und aus einer anderen Zeit. Nicht nur, dass sich die freie Platzwahl allmählich etabliert hat. Sie ist vielerorts gar nicht mehr nötig. Kirchengemeinden wurden zusammengelegt, manche Kirchengebäude aufgegeben, in anderen finden keine regelmäßigen Gottesdienste mehr statt. Die Corona-Pandemie wirkte hier wie ein Katalysator.
Die Kirchenrechtlerin Judith Hahn hat kürzlich die Auswirkungen des »kalten körperlichen Entzugs« während des Lockdowns analysiert und darauf hingewiesen, wie sehr die Ordnung und An-Ordnung im liturgischen Raum Kirchenbilder festigt, die – nach dieser Denkpause – viele Gläubige nicht mehr mitzutragen bereit sind.
(Ex 34,4b.5–6.8–9; Joh 3,16–18)
Wer oder was ist Gott? ‒ So Menschen der biblischen Tradition folgen, gibt es darauf zwei Antworten. Nämlich erstens: Wir wissen es nicht. Und zweitens: Er ist der »dreieine Gott«. Heute, am sogenannten Dreifaltigkeitssonntag, führen uns dies die Lesungen eindrücklich vor Augen, die einerseits aus dem Buch Exodus und andererseits aus dem Johannesevangelium genommen sind. Wer oder was ist Gott? ‒ So Menschen der biblischen Tradition folgen, heißt die erste Antwort darauf: Wir wissen es nicht, denn niemand hat Gott je gesehen. Das führt uns die Erzählung von der Gottesbegegnung des Mose am Sinai anschaulich vor Augen. Denn Mose begegnet darin Gott – und trotzdem entzieht sich Gott dem Mose
– wie jemand, dem ich nicht wirklich ins Gesicht schauen kann, weil er sich neben mich stellt;
– wie jemand, dem ich nicht wirklich ins Gesicht schauen kann, weil er nicht bei mir verweilt, sondern an mir vorbei-eilend etwas zuruft.
Sie haben diese kleine Geschichte soeben gehört. Also gilt: Wer oder was Gott ist, das können wir nicht sagen ‒ jedenfalls nicht als Menschen der Bibel!
V. Durch Unwetter und hohe See. Gottesdienst am Tag der Seenotretter
Kasualien - Lebensort »unterwegs«
Vorbemerkung der Redaktion: Wer unterwegs ist, ist auf die Unterstützung, Aufmerksamkeit und Gastfreundschaft anderer Menschen angewiesen. Das gilt für Pilgernde wie für Urlaubsgäste – etwa auf der Nordseeinsel Langeoog, auf der unzählige Festlandsmenschen Erholung suchen und mit dem wechselnden Wetter der Nordsee konfrontiert werden. Geborgenheit und Gefahr – beides spiegelt sich in der Predigt wieder, die 2022 am Tag der Seenotretter gehalten wurde (Biblische Bezugspunkte: Ps 23; Lk 15,3–7).
»Der Herr ist mein Lotse. Ich werde nicht stranden.
Er leitet mich auf dunkeln Wassern und führt mich auf der Fahrt meines Lebens.
Er gibt mir neue Kraft und hält mich auf rechtem Kurs um seines Namens willen.
Und geht es durch Unwetter und hohe See, fürchte ich mich nicht,
denn du bist bei mir, deine Liebe und Treue sind mir Schutz.
Du bereitest mir einen Hafen am Ende der Zeit.
Du beschwichtigst die Wellen und lässt mich sicher segeln.
Die Lichter deiner Güte und Freundlichkeit werden mich begleiten auf der Reise des Lebens
und ich werde Ruhe finden in deinem Hafen immerdar.«
(Quelle unbekannt)
»Und geht es durch Unwetter und hohe See …« begann ein Vers in dieser maritimen Psalmvariante. Durch Unwetter und hohe See machen sich die Männer und Frauen der »Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger« (DGzRS) auf, wenn Menschen in Seenot geraten sind. Sie fahren raus, um Leben zu retten, selbst wenn es sie das eigene Leben kosten könnte. Sie machen sich auf die Suche nach Schiffbrüchigen, nach Verletzten und Erkrankten, von Wind und Wellen Abgetriebenen, nach Verirrten, Verlorenen, Erschöpften und um Luft Ringenden. Die Seenotretter setzen alles dran, schnellstmöglich die große Not zu wenden und die Katastrophe zu verhindern.