archivierte Ausgabe 1/2024 |
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Die Schriftleitung |
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Wort an die Leser |
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Liebe Leserinnen, liebe Leser!
»Die Gottesfrage ist wichtiger als die Kirchenfrage. Aber vielfach steht die zweite der ersten im Wege. Das müsste nicht so sein.« Mit diesen Worten begann Hans Küng sein 1967 erschienenes Buch Die Kirche. Nach mehr als einem halben Jahrhundert gilt diese These in noch dramatisch zugespitzter Weise. Die »Kirchenfrage« scheint nicht nur den Weg zu versperren mit über die Jahrzehnte angestauten Reformdesideraten und entsprechenden Blockaden und Konflikten, sondern inzwischen ist vielfach die Kirche selbst in einer Weise fragwürdig geworden, wie es wohl im Aufbruch der Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil kaum vorstellbar war. So wie damals schon wird der Verweis auf die wichtigere Gottesfrage freilich nicht dazu dienen dürfen und können, eben jene Fragen struktureller Reformen in der Kirche zu marginalisieren; nicht zuletzt der 2021 verstorbene Hans Küng wäre ein Kronzeuge gegen den in bestimmten Kirchenkreisen mitunter immer noch beliebten Versuch, die eine Frage gegen die andere auszuspielen. Gleichwohl drängt sich zunehmend die Sorge auf, ob und wie es denn – angefangen bei mir selbst – gelingen kann, dass in der ekklesialen Fundamentalkrise, die uns gegenwärtig bedrängt und oft frustriert, die Gottesfrage nicht doch zunehmend abhandenkommt. Kirche wie Gott stehen offenkundig in Frage; und womöglich wäre es ein erster Schritt aus Lähmung und Lethargie, diesen Fragecharakter ernster zu nehmen. Vielleicht zum Beispiel so: Inwiefern brauche ich Kirche wirklich, um der Frage nach Gott Raum im Leben zu geben? – Mir fallen zuerst konkrete Kirchenräume ein, in denen Menschen mitten im Alltag mit dem in Berührung kommen können, das mehr als Alltag ist – indem ich dort wenigstens etwas aufatmen kann, womöglich den Glockenklang wahrnehme oder eine Kerze entzünde … Behutsam und unaufdringlich öffnen sich da Räume, in denen ich neu empfänglich werde für eine mir unverzichtbare Überlieferung der biblisch begründeten Sprache für die Gottesfrage – zunächst nicht mehr und nicht weniger. Ob dann auch die kirchliche Verkündigung Worte findet, die diese Sprache so sensibel auszulegen vermögen, dass sich der Gottesfrage ein neuer Resonanzraum im Leben eröffnet durch kirchliche, gesellschaftliche, existentielle Ratlosigkeit hindurch? »Die Gottesfrage ist wichtiger als die Kirchenfrage. Aber vielfach steht die zweite der ersten im Wege. Das müsste nicht so sein.« Dass sich uns im nun beginnenden neuen Kirchenjahr gute Wege eröffnen, auf denen Kirche wieder glaubwürdiger die Gottesfrage zur Sprache kommen lassen kann, das wünscht im Namen der Prediger und Katechet-Redaktion
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Martin Rohner |
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