archivierte Ausgabe 2/2016 |
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Die Schriftleitung |
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Wort an die Leser |
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Vielen, gerade älteren Leuten wird es mitunter zu viel: Die Ströme von Menschen, die in unser Land kommen – und der Strom an Diskussionen, Kommentaren, Warnungen, Ermutigungen, Predigten. Die Inflation eines Themas ist bisweilen der Tod des Anliegens. Flucht, Asyl, Integration immer wieder thematisieren, auch in der Predigt? Ich denke, ich muss als Prediger sehr genau abwägen: Was nenne ich explizit und was überlasse ich dem Hörer? Insbesondere bei parteipolitisch umstrittenen Themen ist Vorsicht geboten. Ich will vermeiden, dass die Hörerinnen und Hörer sich auf die Frage zurückziehen, wen ich wohl wähle. Ich will es ihnen nicht so leicht machen zu sagen: Ach, der Herr Pfarrer, das ist sowieso ein Grüner, ein Schwarzer, ein Roter, was auch immer, und ich dann aus dieser Ecke nicht mehr rauskomme. Ich will ja nicht meine politische Meinung predigen, sondern das Evangelium in die Fragen unserer Zeit hineinbuchstabieren.
Dies ist keineswegs ein Plädoyer gegen die politische Dimension der Predigt und auch nicht gegen eine explizit politische Predigt. Sondern ein Plädoyer für Vertrauen in die Hörerinnen und Hörer. Sie haben ihre Fragen dabei, ihr Engagement, ihre Ängste, ihre Überzeugungen, die Bilder aus den Nachrichten. Alles, was im Gottesdienst geschieht, bringen sie zusammen mit dem, was sie betrifft. Die beste Predigt machen sich die Leute selber. Ich muss nicht alles explizit machen. Und schon gar nicht als Appell.
»Was habt ihr gepredigt, in Leipzig bei den Montagsgebeten und anderswo, kurz vor der Wende 1989, dass sich eine solche Dynamik entwickelt hat?« Ruth Misselwitz aus Pankow, Christian Führer, Nikolai-Kirche Leipzig, und Friedrich Schorlemmer waren auf der ökumenischen Homiletikertagung. Eine Antwort habe ich nicht vergessen: »Wissen Sie, wir mussten nicht viel sagen. Es hat oft gereicht, das Magnificat vorzulesen: Die Mächtigen stürzt er vom Thron und erhöht die Niedrigen.« Das haben alle verstanden, das Evangelium im Indikativ. Als Prediger fühle ich mich wohler, wenn ich erzählen darf von dem, was das Wort Gottes bewirkt, und nicht meine, ich müsse ihm erst Gültigkeit verschaffen – in welch ehrenwertem Interesse auch immer.
»… und ihr habt mich aufgenommen, getröstet, bekleidet.« In der Freude über die immer neu aktuelle Frohe Botschaft grüße ich Sie im Namen der Redaktion,
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Thomas Luksch |
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