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Die Schriftleitung
Wort an die Leser
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Dienst der Verkündigung,

Der Pastoraltheologe und Homiletiker Philipp Müller – langjähriger Regens am Freiburger Priesterseminar St. Peter und derzeit Professor am Theologisch-Pastoralen Institut (TPI) in Mainz – hat in seiner Habilitationsschrift ein Thema behandelt, das er in der homiletischen Diskussion so gut wie nie aufgegriffen sieht: Predigt ist Zeugnis. Infolgedessen ist der Prediger ein Zeuge.
Nun kenne ich das Auftreten von Zeugen von meinem Schöffendienst bei Gericht. Vom Richter wird der Zeuge unter Androhung von Strafe ermahnt, die Wahrheit zu sagen, nichts hinzuzufügen oder wegzulassen von dem, was er beobachtet hat. Er darf mit dem Angeklagten weder verwandt noch verschwägert sein und soll seine Ausführungen möglichst emotionslos von sich geben.

In diesem forensischen Sinn ist der Prediger natürlich kein Zeuge. Er hat nicht davon zu reden, was er beobachtet, studiert, gelesen oder im »Prediger und Katechet« rechtzeitig vor dem Gottesdienst gefunden hat, sondern er soll »das predigen, was er erfahren hat« (Otto Haendler). Biblisches Bild dafür ist für mich die Rede des Petrus an den Gelähmten, der am Weg zum Tempel saß und die beiden Apostel um Almosen anbettelte (Apg 3,1–10). Da sagte Petrus: »Gold und Silber besitze ich nicht. Doch was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, geh umher!« Petrus konnte ihm nicht geben, was dieser erwartete. Aber er war voll vom Geist Jesu Christi und in der Kraft dieses Geistes hat Petrus den Gelähmten so in Bewegung gebracht, dass er umherlief und Gott lobte.

Die Menschen warten beim Prediger nicht auf den glänzenden Rhetoriker, nicht auf den bedeutenden Wissenschaftler, nicht auf den spirituellen Unterhaltungskünstler und auch nicht auf den, der allen sagt, wo es langgeht. Sehnsüchtig warten die Menschen dagegen auf den glaubwürdigen Zeugen, der selber angefüllt ist von dem guten Gott, von dem er spricht. Beim Prediger soll es sein wie bei einem Menschen, dessen Mund überläuft, weil das Herz so voll davon ist.

Johann Baptist Metz hat darauf aufmerksam gemacht, dass Juden und Christen nicht primär eine »Interpretations- und Argumentationsgemeinschaft« sind, sondern eine »Erinnerungs- und Erzählgemeinschaft«. Erinnern und erzählen kann in der Tat jemand, der etwas erlebt und erfahren hat.

Das wünscht Ihnen auch im Namen der Kollegen aus der Redaktion

Hubert Brosseder

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