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Die Schriftleitung
Wort an die Leser
Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Vor einigen Monaten war in der Bundeskunsthalle in Bonn eine interessante Ausstellung zu sehen: Immanuel Kant und die offenen Fragen. Der 300. Geburtstag von Kant am 22. April 2024 bot den äußeren Anlass für Annäherungen an das Leben und Denken des bedeutenden Königsberger Philosophen. Leitfaden waren dabei die vier großen Fragen, die Kant selbst als zentrale Themen der Philosophie herausgestellt hat: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?

Die Bonner Ausstellung versuchte sich ihnen mit ganz unterschiedlichen Zugängen zu nähern, die auf originelle Weise verbunden wurden: Historische Exponate und Rekonstruktionen gehörten ebenso dazu wie aktuelle Statements und zeitgenössische Kunstwerke, als Darstellungsmittel dienten eine Graphic Novel ebenso wie Vitual-Reality-Stationen. Am Schluss des Rundgangs aber konnte man plötzlich sich selbst in der Ausstellung sehen; da führte der Weg nämlich an einer Reihe von Spiegeln vorbei. Die vier großen Fragen kommen bei mir selbst an. Nach dem eigenen Selbstverständnis zu fragen, nach den Möglichkeiten menschlichen Wissens, Handelns und Hoffens – damit ist an kein Ende zu kommen; es geht eben um »offene Fragen«, die immer neu zum (selbst-)kritischen Denken herausfordern. Nach dem Besuch der Ausstellung ging mir nicht nur die Aktualität Kants und seiner offenen Fragen durch den Kopf; mir kam auch der Gedanke, ob Predigt und kirchliche Verkündigung nicht von dem lernen könnten, was in der Ausstellung eindrücklich erlebbar war: Längst Vergangenes kommt plötzlich an in meiner eigenen Lebenswirklichkeit, ohne seine historische Fremdheit zu verlieren; zwischen Geschichte und Gegenwart entstehen spannungsreiche Begegnungen; zeitübergreifende Grundfragen lassen sich durch ganz unterschiedliche Zugänge vergegenwärtigen – und letztlich stehe ich da selbst mit meinen Fragen bzw. bin ich selbst gefragt.

Die Fragen nach dem Menschen mit seinem Wissen, Handeln und Hoffen kommen an kein Ende. Das gilt auch und gerade da, wo sie im Licht der Glaubensüberlieferung gestellt und artikuliert werden. Der Mut zu den offenen Fragen: Er tut gerade auch Predigt und Verkündigung gut, die nicht immer zu Unrecht unter dem Verdacht stehen, zu schnell doch bei Antworten zu sein, die mit den Fragen »fertigzuwerden« versuchen. Solchen Mut zu den offenen Fragen auf ganz unterschiedlichen Zugangswegen wünsche ich Ihnen und mir im Namen der Prediger und Katechet-Redaktion!

Ihr

Martin Rohner

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