archivierte Ausgabe 1/2009 |
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Die Schriftleitung |
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Leseprobe 1 |
Neujahr – Fest der Gottesmutter Maria – 01. Januar 2009 |
II. Gute Fahrt ins Neue Jahr! (thematisch) |
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Zielsatz: Die Predigt will deutlich machen, wie wichtig es ist, Orientierungspunkte zu haben und nach dem Beispiel Marias den Hörerinnen und Hörern die Orientierung an Christus als Leitlinie für das Neue Jahr empfehlen.
Innehalten Der Neujahrstag ist ein guter Tag um innezuhalten. Eine Verschnaufpause einlegen. Die letzten Tage des alten Jahres hatten es ja auch in sich. Erst die Vorbereitungen für das Weihnachtsfest, dann die Festtage selbst mit ihrem ganz eigenen Rhythmus von Unruhe und Ruhe, gestern Silvester, das heißt feiern bis tief in die Nacht mit Böllern und Raketen. Man kann es also wieder ruhiger angehen lassen. Der gewohnte Alltag kann spätestes ab morgen wieder Einzug halten. Wenn da die guten Vorsätze nicht wären. Abnehmen, nicht mehr rauchen, weniger fernsehen, mehr Zeit für die Familie. Der Blick nach vorn bestimmt die Denkrichtung, ohne den fragenden Blick zurück zu vergessen.
Bedrohliche Orientierungslosigkeit So manch einer mag dabei nachdenklich werden. Mir ergeht es ebenso. Ich muss dabei an eine ganz bestimmte Autofahrt denken. War es nur Glück, dass sie gut ausging? Aber der Reihe nach. Es war auf einer Landstraße in Westfalen, zwischen Münster und Bielefeld. Sehr schlechte Sicht. Nieselregen und Nebel wechselten sich ab. Sturm kam auf, Dunkelheit setzte ein. Irgendwann wurde die Fahrt dann richtig ungemütlich, ich geriet in einen Baustellenabschnitt. Temporeduzierung auf weniger als 40 km/h. Immer wieder Baustellenampeln und Umleitungen. Das Wetter wurde schlechter, der Nebel immer dichter. Dann endlich war das Ende der Baustelle gekommen. »Gott sei Dank«, dachte ich, »ich kann wieder Fahrt aufnehmen«. Aber es kam ganz anders. Die Behinderungen durch die Baustelle waren zwar beseitigt, die Hindernisse waren aus dem Weg geräumt, die Ampel- anlagen verschwunden, aber am Rand der Fahrbahn war ein Schild aufgestellt mit der Aufschrift: »Achtung! Fahrbahnbegrenzung fehlt.« Was folgte, war eine Fahrt, wie ich sie so noch nie erlebt hatte. Der Nebel schluckte auch letzten Reste des Scheinwerferlichtes meines Auto; es gab keinerlei Straßen-beleuchtung, mit dem Ergebnis, dass der Fahrbahnrand nicht erkennbar war. Und da vor mir kein Auto fuhr, an dessen Rücklichtern ich mich hätte orientieren können, fuhr ich irgendwann Schritttempo, um nicht vom Weg abzukommen. Was hätte ich darum gegeben, wenn wenigstens Bäume oder Begrenzungspfähle den Weg markiert hätten, geschweige denn sichtbare Seitenstreifen oder Leitplanken. Es war wie eine Fahrt ins Nichts. Wie lang diese Strecke sich hinzog, weiß ich heute nicht mehr, sie kam mir vor wie eine Ewigkeit. Gott sei Dank ist alles gut gegangen. Eine Nacht- und Nebel-Fahrt auf einer einsamen Landstraße, ohne wirkliche Orientierungshilfen, ich möchte sie keinem wünschen.
Orientierungshilfen gesucht für die Fahrt ins Neue Jahr Wenn jetzt das neue Jahr beginnt, stehen wir wieder einmal am Start einer langen Fahrt, einer neuen langen Reise. 365 Tage warten auf uns. Wissen wir, wie das Wetter wird, wie die Straßen beschaffen sind, wo Baustellen auf uns warten? Was ich uns für diese Reise ins neue Jahr wünsche, ist vor allem eines, nämlich Orientierungshilfe, sachkundige, gute Begleitung. Auf dass wir unser Ziel sicher erreichen. Das soll nicht nur für den ganz normalen Familien-, Schul- und Arbeitsalltag gelten, sondern auch für unser Glaubensleben. Haben wir da nicht auch schon mal Wegstrecken erlebt, die düster und vernebelt waren, Strecken, die aufgebrochen, gesperrt und umgeleitet wurden, Strecken, wo wir uns Orientierung und Begleitung dringend gewünscht hätten.
Treu bleiben Heute feiern wir das Hochfest einer Frau, die gern bereit ist, diesen Weg des Glaubens mit uns zu gehen: Maria, die Mutter Jesu. Eigentlich wissen wir gar nicht so viel von ihr. Aber das, was wir von ihr wissen, ist durchaus vertrauenerweckend, aber wohl nur dann, wenn wir uns auf diese ungewöhnliche Frau und ihre Botschaft wirklich einlassen. Ich weiß, dass es ein bisschen aus der Mode gekommen ist, ihr zuzuhören. Vielleicht, weil ihre Botschaft unbequem geworden ist? Wie kaum ein anderer Mensch hat sie ihre Berufung als Magd, ihre Berufung zum Dienen angenommen. »Mir geschehe, wie du es gesagt hast« (Lk 1,38), hat sie dem Engel erwidert, der ihr die Botschaft von ihrer Erwählung als Gottesmutter überbracht hatte. Und sie ist ihrem Wort treu geblieben, ohne jede Einschränkung. Und wie halten wir es mit unserer Treue, etwa wenn wir beten »Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden«? Handeln wir nicht manchmal nach der Devise »dein Wille geschehe, aber nur so lange, wie er uns in den Kram passt«? Wird vor dem Altar nicht selten das Ja-Wort gegeben mit dem Gedanken im Hinterkopf »Ja, aber nur so lange es gut geht?« Ich denke, Maria gibt uns als Orientierungshilfe für unseren Glauben mit auf den Weg, treu zu bleiben, auch uns selber treu zu bleiben, zu unserem Wort zu stehen, auch zu dem Wort, das wir betend sprechen. Vor Gottes Angesicht. Das heißt immer auch, dem zu vertrauen, der uns so unendlich viel zutraut.
Christus folgen Das letzte Wort, der letzte Originalton, der von Maria notiert ist, ist im Johannesevangelium niedergeschrieben. Es war bei der Hochzeit zu Kana in Galiläa. Der Wein war ausgegangen. Als Maria ihren Sohn Jesus darauf aufmerksam machen wollte, antwortete er knapp: Frau, »meine Stunde ist noch nicht gekommen« (Joh 1,4). Darauf sagte Maria zu den Dienern: »Was er euch sagt, das tut« (Joh 1,5). »Was er euch sagt, das tut.« Ich denke, am Beginn eines neuen Jahres, ist dies ein Satz, der mehr Orientierung, mehr Wegweisung und Hilfestellung formuliert und in sich birgt als alle frommen Sprüche und Wünsche. Maria weist uns ohne Wenn und Aber auf Christus hin, ihm zu folgen, mit ihm zu gehen, seinen Willen zu erfüllen. Sie macht deutlich, dass er unser Weg ist, unser Weg auch durch das Neue Jahr 2009. Maria steht am Fahrbahnrand, sie leuchtet uns den Weg aus, sie wird zur Fahrbahnmarkierung unseres Glaubens. Sie ist die Leitplanke der Liebe Gottes. Ich wünsche ihnen und uns allen ein segensreiches Neues Jahr 2009 und eine allzeit sichere Fahrt!
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Gisbert Wellerdiek |
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