archivierte Ausgabe 1/2013 |
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Die Schriftleitung |
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Leseprobe 1 |
Taufe des Herrn |
II. Beste Startbedingungen (Lk 3,15f.21f.) |
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Zielsatz: Die Zuhörerinnen und Zuhörer sind eingeladen, auf dem Hintergrund des biblischen Textes nach positiven Botschaften und Sätzen in ihrem Leben und für ihr Leben zu suchen bzw. dem Bibeltext selbst seine positive Elternbotschaft zu entnehmen.
Leichtigkeit oder Schwere?
Ich kenne Menschen, die gehen mit einer beneidenswert offenen und lockeren Art an Aufgaben heran, dass es eine wahre Freude ist, ihnen dabei zuzuschauen oder gar mit ihnen zusammen zu arbeiten. Einfallsreich, kreativ, mutig packen sie’s an – und dabei oft ein Strahlen in ihren Augen und ein Lächeln auf ihren Lippen. Der Beginn eines Projektes hat für solche Leute einen guten Geschmack, eröffnet er doch einen neuen Horizont und riecht nach Neuem, nach Weite. Wer Freunde hat, die so gestrickt sind, lässt sich nicht selten von ihnen, ihrer Leichtigkeit, ihrer Ausstrahlung anstecken, was unheimlich gut tut.
Ich kenne allerdings auch Menschen, die völlig anders an den Start gehen, Sachen ganz anders anpacken. Sie zaudern, wägen ab, wollen vor dem ersten Schritt bereits alles bis ins letzte Detail durchdacht haben, sehen bereits das Scheitern des Projektes programmiert … und gehen mir mit all dem unglaublich auf die Nerven. Da will man miteinander etwas auf den Weg bringen. Und diesen Leuten gelingt es bereits auf den ersten Metern, den gesamten Schwung aus dem Projekt herauszunehmen, das in kürzester Zeit so bleischwer wird, dass es alsbald erlahmt und bereits sein Ende findet, bevor es begonnen hat.
… nicht selten eine Frage der Elternbotschaft
Dass sich die einen mit großer Schwere an die Startlinie schleppen und oft schon nach wenigen Metern wieder stehen bleiben (wenn sie denn überhaupt losgehen) und die anderen hingegen sich mit Lockerheit, Lust und Freude ans Werk machen, hat nicht zuletzt auch damit zu tun, was uns unsere Eltern und engsten Vertrauten in die Wiege gelegt haben. Es sind ihre Grundbotschaften, die uns prägen und die im Drehbuch unseres Lebens eine große Rolle spielen. Wenn ich als Kind immer dann, wenn ich gerne etwas gemacht hätte, von meinen Eltern in einer Geste oder auch in Worten unmissverständlich klar gemacht bekomme: Lass das! … dann lasse ich es eben – jetzt und auch später im Leben, in der Beziehung, im Beruf. Ich wage es gleich gar nicht, etwas zu tun, denn: Ich werde es ja ohnehin nie schaffen. Elternbotschaften können verheerend sein. »Das schaffst du nie!« »Nimm dich nicht so wichtig!« oder auch »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!« Wer so einen Satz von Kindesbeinen an hört und verinnerlicht und dann damit an den Start gehen muss, der genießt eben erst, wenn er alles erledigt hat, d. h. er wird nie genießen, denn: Erst muss das Haus gebaut sein, dann …, erst müssen die Kinder aus dem Haus sein, dann … wenn ich dann mal in Rente bin, dann … Und wir alle wissen, was dann kommt: oft eben nichts mehr.
Elternbotschaften können allerdings auch unglaublich aufbauend sein. Wem als Kind gesagt und vermittelt wird: »Ich liebe dich«, »Es ist schön, dass es dich gibt«, »Du schaffst es« oder auch »Ich vertraue dir«, »Wenn du hinfällst, hebe ich dich einfach wieder auf«, »Du darfst ganz anders sein als ich« …, wem das mit an den Start gegeben wird, dem wird es möglich, neugierig, offen und leichtfüßig zu starten und auf dem Weg zu bleiben. Selbst wenn der Weg schwierig wird und sich Probleme abzeichnen, wird das Menschen, in die solche Grundbotschaften hineingelegt sind, nicht davon abhalten, den Weg zu gehen mit Zutrauen zu sich selbst und dem Wissen, dass da ja auch noch andere sind, die mir etwas zutrauen, die mir vertrauen, mich stützen, mir aufhelfen.
Die Elternbotschaft Jesu …
Das heutige Evangelium führt uns an den Jordan, zu Johannes dem Täufer. Viele schon hat der Sohn der Elisabet und des Zacharias dort am Jordan getauft und heute nun auch den, von dem er selbst sagt, dieser sei stärker als er und er sei es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren, ihm, der mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen werde. Als Jesus getauft ist und noch ins Gebet versunken, öffnet sich der Himmel und der Heilige Geist kommt sichtbar in der Gestalt einer Taube auf Jesus herab. Und dann ist sie zu hören, die Grundbotschaft Gottes für seinen Sohn: »Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden« (Lk 3,22). Was zuvor schon im Zeichen der Taube angedeutet wurde, wird nun ausgesprochen. Jesus ist Gottes geliebter Sohn und der Weg, den er als Gottes Gesalbter (Ps 2,7) und als sein Diener geht (Jes 42,1), ist ganz dem Willen Gottes entsprechend.
… und ihre Folgen
Dieser Zuspruch Gottes hat etwas und er macht auch etwas mit Jesus. Gott schickt ihn mit dieser Elternbotschaft auf den Weg. Jetzt kann Jesus durchstarten. Mit diesem Satz im Ohr beginnt er öffentlich aufzutreten und zu wirken. Diesen Satz verinnerlicht er und kann so damit anfangen, seine Botschaft vom angebrochenen Reich Gottes zu predigen und erfahrbar zu machen. Und es läuft ja zunächst auch richtig gut. Menschen können – von Dämonen befreit – wieder sie selbst sein, sie erleben Auferweckung mitten in ihrem Alltag, werden heil, wenden sich ihm zu und folgen ihm nach (Lk 4,31–5,11). Und auch dann, als sein Weg beschwerlicher wird bis hin zum Kreuz, kann Jesus diesen Weg gehen – die Botschaft seines Vaters im Ohr: »Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden« (Lk 3,22).
Gottes Zuspruch an uns Getaufte
Diese Elternbotschaft Gottes gilt Jesus von Nazaret und bef lügelt ihn dazu aufrichtend und ermutigend zu handeln und zu reden. Sie gilt auch den Frauen und Männern, den Jungen und den Alten in der Gemeinde des Lukas, die sich zu Jesus bekennen als den, der von Gott aus den Toten auferweckt wurde, der für Leben nach und – Gott sei Dank – auch schon vor dem Tod steht. Und wenngleich der Evangelist Lukas sicherlich nicht uns mit unseren Fragen und Bedürfnissen vor Augen hatte, als er sein Evangelium niederschrieb – die an Jesus gerichtete Botschaft ist auch uns als Töchtern und Söhnen Gottes zugesprochen: »Du bist meine geliebte Tochter, du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.« Mit dieser Botschaft im Gepäck wird es uns möglich, uns selbst wertschätzend und würdigend in den Blick zu nehmen – und auch die Menschen um uns herum. Sie wird es uns zudem ermöglichen, die uns von unseren Eltern zugekommenen Botschaften wie auch die, die wir selbst als Eltern und Vertraute vermitteln, zu sichten und zu sortieren: Die verheerenden dürfen wir getrost ablegen. Die uns ermutigenden und zum Leben befreienden können wir hingegen gerne weiter mit auf unseren Weg nehmen, dass sie uns begleiten, in schwierigen Zeiten stärken und in guten Zeiten beflügeln.
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Peter Reinl |
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