archivierte Ausgabe 2/2019 |
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Die Schriftleitung |
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Leseprobe 1 |
Aschermittwoch |
I. Ein leeres Konto ist ein gutes Konto (Mt 6,1–6.16–18) |
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Statio Das Zeichen unseres Glaubens steht im Mittelpunkt des Aschermittwochs. Das Aschekreuz erinnert uns an unsere eigene Schwäche und letztlich Vergänglichkeit. Es soll uns aber nicht klein oder gar Angst machen. Wenn wir uns unter das Zeichen des Kreuzes stellen, dann weil wir daran glauben und darauf vertrauen, dass Gott uns nicht verlässt. »Bekehrt Euch und glaubt an das Evangelium.« Dieser Satz ruft uns dazu auf, uns ehrlich mit unserem Leben auseinanderzusetzen und vom Licht der frohen Botschaft durchdringen zu lassen. Unser Glaube gibt uns immer wieder die Chance zum Neubeginn. Sind wir dazu bereit? Theresia Reischl
Ein Almosenmeister als Kardinal
Es war ein ungewöhnlicher Schritt, als Papst Franziskus im vergangenen Jahr bekanntgab, dass er den polnischen Kurienerzbischof Konrad Krajewski zum Kardinal machen wollte. Er erklärte wenig später, dass es ihm nicht so sehr um die Person ging, sondern um das Amt, das Krajewski im Vatikan innehat: Er ist päpstlicher Almosenmeister, also eine Art päpstlicher Sozialarbeiter. Franziskus sagte in einem Interview: Krajewski und der Präfekt der Glaubenskongregation seien die »beiden langen Arme des Papstes« und verdienten daher beide die Kardinalswürde. Der neue Kardinal war ursprünglich Fachmann für Liturgie und zuständig für die päpstlichen Gottesdienste. Er begann aber, sich in seiner Freizeit um die Ärmsten in der Ewigen Stadt zu kümmern; er suchte abends die Menschen auf, die rund um den Petersplatz schliefen. Papst Franziskus, der als Kardinal oft selbst abends auf die Straße ging, um die Armen zu besuchen, erfuhr bald davon und ernannte ihn zu seinem Almosenmeister.
Fasten, Gebet und Almosen
Warum erzähle ich Ihnen heute davon? Mit dem Aschermittwoch beginnt die große Vorbereitungszeit auf Ostern, die Fastenzeit. Jesus gibt uns im heutigen Evangelium eine schlichte Formel mit auf den Weg, damit wir diese Zeit bewusst erleben. Er spricht vom Fasten, Beten und Almosengeben.
Ich möchte heute mit Ihnen besonders über die Praxis des Almosens nachdenken. Es ist nicht nur eine konkrete Weise, Menschen, die Not leiden, zu Hilfe zu kommen. Es ist auch eine (asketische) Übung, um frei zu werden von einer verkehrten Bindung an die Güter der Erde. Jesus weiß darum, wie stark und negativ der materielle Besitz uns beeinf lusst. Er mahnt uns, uns eindeutig zu entscheiden: »Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon« (Lk 16,13). Almosen geben hilft, diese ständige Versuchung zu überwinden. Es hilft auch, die Bedürfnisse des Nächsten wahrzunehmen und mit dem anderen das zu teilen, was wir durch Gottes Güte besitzen. Das ist ja auch das Ziel der bundesweiten Kollekte für das Hilfswerk Misereor, die am Ende der Fastenzeit eingesammelt wird.
Jesus lehrt uns: Wir sind nicht Eigentümer, sondern Verwalter der Güter, die wir besitzen. Wir dürfen sie deswegen nicht als unantastbares Eigentum betrachten, sondern als ein Mittel, das Gott uns gibt, um für den Nächsten zu sorgen. Jesus tadelt immer wieder Menschen, die die irdischen Reichtümer nur für sich allein wollen und benutzen. Die Worte des ersten Johannesbriefes sind angesichts der vielen Menschen, denen es heute an allem fehlt und die Hunger leiden, eine große Herausforderung für uns: »Wenn jemand Vermögen hat und sein Herz vor dem Bruder verschließt, den er in Not sieht, wie kann die Gottesliebe in ihm bleiben« (1 Joh 3,17)?
Dein Almosen soll verborgen bleiben
Jesus bringt im Evangelium von heute ein typisches Merkmal des christlichen Almosengebens ans Licht: Es soll im Verborgenen gegeben werden. Er fordert: »Deine linke Hand soll nicht wissen, was deine rechte tut … Dein Almosen soll verborgen bleiben« (Mt 6,3f ). Er hatte kurz zuvor gemahnt: »So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen« (Mt 5,16). Wir sollen also nicht herumstolzieren, um allen zu zeigen, wie hell unsere guten Taten leuchten. Sie sollen leuchten, nicht, weil wir uns mit ihnen wichtigmachen, sondern weil sie von sich aus leuchten. Sie leuchten umso heller, je selbstloser sie getan werden. Wichtig ist die gute Tat, nicht die »Seitenblicke«, die darüber berichten. Wenn bei unseren guten Taten der – berechtigte – Eindruck entsteht, wir täten dies nicht, um einfach zu helfen, wo Not ist, sondern damit wir gesehen und gelobt werden, dann ist schon »der Wurm drin«. Es wird geradezu verletzend, wenn die, denen wir helfen, das Gefühl haben müssen, wir täten dies nur, um als gut zu gelten und gelobt zu werden. Schön ist nur die selbstvergessene Tat. Ich denke, diese »Seitenblicke« sind heute in einer modernen, von Bildern geprägten Gesellschaft eine große Versuchung, der gegenüber wir sehr wachsam sein sollten. Unser Dank gilt darum den vielen Menschen, die fernab von den Scheinwerfern der Mediengesellschaft in der Stille und aus christlichem Geist großzügig Menschen in Not unterstützen und ihnen helfen.
Almosen als Mittel der Reifung als Christ
Sie kennen die Geschichte aus der Bibel: Eine arme Witwe wirft »ihren ganzen Lebensunterhalt« (Mk 12,44) in den Opferkasten des Tempels. Ihre kleine und unbedeutende Münze ist ein aussagekräftiges Symbol: Sie gibt Gott nicht etwas von ihrem Überf luss; nichts, was sie besitzt. Sie gibt, was sie ist. Sie gibt sich selbst ganz.
Diese bewegende Erzählung ist eingebettet in die biblische Schilderung der Tage, die dem Leiden und dem Tod Jesu unmittelbar vorangehen. Jesus ist arm geworden, um uns durch seine Armut reich zu machen, schreibt der Apostel Paulus (vgl. 2 Kor 8,9). Er hat sich selbst ganz für uns hingegeben. Die Fastenzeit drängt uns dazu, seinem Beispiel zu folgen, auch durch das Almosengeben. Wir können in der Schule Jesu lernen, aus unserem Leben eine Gabe zu machen. Wir können, indem wir ihn nachahmen, in der Bereitschaft wachsen, nicht nur von unserem Besitz zu geben, sondern uns selbst. Die Praxis des Almosens in der Fastenzeit wird also zu einem Mittel, in unserer christlichen Berufung voranzuschreiten. Das ganze Evangelium ist ja im Grunde zusammengefasst in dem Gebot der Liebe. Wenn der Christ sich hingibt, ohne zu zählen, dann bezeugt er: Nicht der materielle Reichtum macht den Wert eines Lebens aus, sondern die Liebe. Was dem Almosen seinen Wert gibt, ist je nach den Möglichkeiten und Umständen des Einzelnen die Liebe; sie inspiriert uns zu verschiedenen Formen der Hingabe.
Ein leeres Konto ist ein gutes Konto
Papst Franziskus hat dem Kurienerzbischof und neu ernannten Kardinal mit auf den Weg gegeben: Nur ein leeres Konto eines Almosenverwalters sei ein gutes Konto! Oder, wie meine Großmutter immer wieder gesagt hat: Man muss mit warmen Händen schenken! Ich wünsche Ihnen und mir für die vor uns liegenden 40 Tage der Fastenzeit, dass wir diese Zeit auch durch unser Almosen bewusster erleben, dass wir frei werden von den verkehrten Bindungen an die materiellen Güter, dass unsere gute Tat für die Armen und Notleiden wirklich selbstlos ist und ohne Seitenblicke geschieht.
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Peter Seul |
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