archivierte Ausgabe 4/2011 |
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Die Schriftleitung |
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Leseprobe 1 |
Vierzehnter Sonntag – 03. Juli 2011 |
IV. Lesepredigt: Eine Last, die entlastet (Mt 11,25–30) |
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Zielsatz: Die Predigt möchte aufzeigen, dass Glaube Mündigkeit voraussetzt, und die Hörerinnen und Hörer ermutigen, ihr Glaubenswissen zu erweitern.
Vermutlich können sich viele von Ihnen an die Zeit erinnern, als Koffer noch getragen wurden. Heute werden sie zumeist auf Rollen gezogen; das vereinfacht doch vieles. Man schleppt nicht gern. Schon lange vor der Erfindung von Rollkoffern, von Einkaufswagen, von Autos und Fahrrädern, haben Menschen sich Hilfsmittel ausgedacht, um Güter und Lasten leichter zu transportieren. Mit die größte Verbreitung in den Ländern der Erde hatte viele Jahrhunderte das Joch, ein Tragebalken. Es ist ein gerades Stück Holz, an dessen beide Enden man zwei möglichst gleich schwere Lasten hängen kann: Körbe mit geernteten Früchten, Wassereimer, Säcke mit Nahrungsmittel, Baumaterial. In der Mitte ist das Joch dem Nacken angepasst, damit es nicht so drückt. Bis in das 20. Jahrhundert »war das Tragjoch eines der wichtigsten Transportmittel in weiten Bereichen der Welt, und gehört auch heute noch zum Straßenbild der Großstädte in Schwellenländern ebenso wie den ländlichen Regionen der 3. Welt«. Bei uns aber finden sich Joche in Landwirschaftsmuseen oder als Dekoration in Gasthäusern mit ländlichem Ambiente. Oft in der Form, dass man es Rindern auflegen kann, um einen Wagen anzuspannen, aber auch in der Form, dass Menschen damit etwas leichter transportieren können.
»Nehmt mein Joch auf euch«, sagt Jesus im heutigen Evangelium, es »… drückt nicht, und meine Last ist leicht« (Mt 11,29f.). Es geht – im übertragenen Sinn – nicht um eine zusätzliche Last, die Jesus den Menschen auflädt, sondern um eine Tragehilfe. Natürlich: Ein Joch wiegt selbst etwas. Aber trotzdem lohnt sich das zusätzliche Gewicht, um die aufzulegenden Lasten leichter zu tragen. Und ebenso selbstverständlich lässt sich sagen: Jesu Lebensweisungen, der Glaube an Gott, den er uns gezeigt hat, die Beziehung zum Vater im Himmel, das ist nicht einfach nichts und nicht zu spüren. Man muss als Glaubender zunächst durchaus etwas auf sich nehmen, regelmäßiges Gebet und Kirchgang etwa, – aber diese Bürde wird leicht wettgemacht dadurch, dass wir die Lasten, die das Leben uns auferlegt, viel besser und leichter tragen können. »Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.« (Mt 11,28) Das Joch Jesu hat nicht in sich selbst seinen Sinn, sondern darin, dass es »zum Einsatz kommt«. Religion und Glaube sind nicht eine Welt für sich, eine zusätzlich Welt, sondern sie erweisen ihre Kraft darin, dass wir unsere Lebenslasten besser tragen können. Nun – was uns auferlegt ist, das weiß jeder selbst am besten: Krankheit, Familiensorgen, Arbeitsstress, Konflikte, was auch immer. Schön dumm wäre es, wenn wir Jesu Joch nur tragen, es aber nicht benutzen würden. Hängen wir unsere Lasten an ihn, an den Gottglauben, den er uns gelehrt hat, bringen wir sie ins Gebet, lassen wir sie im Gebet los, belasten wir ruhig unseren Glauben mit dem, was uns belastet. Damit er seine Tragkraft erweisen kann. Einen Glauben, der wie eine zusätzliche Last ist, den brauchen wir ja wirklich nicht. Einen Glauben, der – wie ein Joch im Museum – nur an frühere Zeiten erinnert, oder wie ein Dekorationsgegenstand an der Wand hängt, aber nicht in Gebrauch ist, den brauchen wir auch nicht. Was wir brauchen, das ist Entlastung. Und die kann uns Jesus verschaffen. Man muss es ausprobieren und vielleicht auch den Glauben so an sich anpassen, dass er nicht zu sehr drückt; aber auf sich nehmen, den Glauben in den Alltagsgebrauch nehmen und belasten, mit dem was wir zu tragen haben, das muss man auf jeden Fall. Nur so können wir sehen, wie Jesu Wort stimmt: »Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.« (Mt 11,28)
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Thomas Luksch |
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