archivierte Ausgabe 5/2011 |
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Die Schriftleitung |
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Leseprobe 1 |
Verklärung des Herrn – 06. August 2011 |
Predigtvorschlag: Gott zeigt sich im menschlichen Gesicht (Dan 7,1–14) |
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Zielsatz: Die Predigt möchte hinschauen, wo Unrecht geschieht, es benennen und von der Zukunft reden, weil Gott auf der Seite der Menschen steht.
Daniel, der Seher Um die Vision des Propheten Daniel zu verstehen, bitte ich Sie, sich eines der Völker vorzustellen, das von einem brutalen Regime unterdrückt wird. Denken wir an seinen Machthaber, der seit Jahrzehnten nur die eigenen Interessen verfolgt und seine Kassen füllt. Hervorragende Komplizen helfen ihm dabei und sind nicht zimperlich mit Menschen, die sich trauen, Widerstand zu leisten. Für ein Volk, das unter einem derartigen Regime leidet, ist die Vision des Propheten Daniel gedacht. Wie so oft in der Bibel sagt uns bereits sein Name eine Menge über seinen Auftrag, er lautet: Gott ist Richter. In einer Situation wie der soeben geschilderten, ist die einzige Hoffnung, die den Leuten bleibt, Gott. Er allein kann wirklich Recht schaffen. Der Prophet Daniel hat eine Vision, eine Schauung könnten wir übersetzen. Gemeint ist, er durchschaut die gegenwärtige Situation. In der Bibel wird diese Schauung auch Traum oder Vision genannt. Diese, heißt es, hatte Daniel zur Zeit der babylonischen Schreckensherrschaft. Gemeint ist aber die gegenwärtige Zeit Daniels, die furchtbare Zeit unter den griechischen Herrschern. Diese Rückdatierung gibt etwas Schutz. Keiner der jetzigen Herrscher wird namentlich genannt. Wer aber, so wie Daniel, bereit ist, genauer hinzusehen, erkennt doch rasch, welches Regime gemeint ist.
Jetzt-Zeit Mit vier schrecklichen Tieren werden die Herrscher verglichen, eines furchterregender als das andere. Das erste gleicht einem Löwen, dem stärksten aller Tiere. Auch hat es Flügel wie ein Adler. Es gibt viele Darstellungen von solchen geflügelten Wesen. Es sind riesige Gestalten, Mischwesen aus Löwe, Vogel und Mensch. Die Herrschenden, dachte man, waren nicht nur mit herausragenden menschlichen Fähigkeiten ausgestattet, sondern auch mit denen von Tieren. Stark wie Löwen und mit der Möglichkeit, fliegend schnell an einem anderen Ort zu sein und die Dinge von oben zu betrachten, so wurden die Machthaber erlebt. Dieses erste Tier steht für die Mächtigen in Babylon. Ein zweites folgt, ein Bär, ein aufgerichteter Bär. Auch er ist dem Menschen ähnlich und er wird aufgefordert, noch mehr Fleisch zu fressen, also Menschen zu vernichten. In Galiläa gab es damals durchaus Bären. Der Bär steht für das Bergvolk der Meder. Das dritte Tier sieht aus wie ein Panther, ein sehr schnelles Tier. Es hat vier Flügel und vier Köpfe. Es sieht alles. Dieser Panther steht für die Herrschaft der Perser. Es folgt ein viertes Tier, noch schrecklicher anzusehen und sehr stark. Mit seinen großen Zähnen zermalmt es alles und was noch übrig bleibt, zertritt es mit den Füßen. Es ist ein völlig anderes Tier, vermutlich ein Elefant. Die griechischen Herrscher haben Elefanten von den eroberten Indern geschenkt bekommen. Mit diesem Kriegsgerät machten sie gewaltigen Eindruck. Dieses vierte Tier hat zehn Hörner, die für zehn brutale Machthaber der Seleukiden stehen. Aber es kommt noch schlimmer. Mitten in der Vision wächst diesem Tier ein weiteres, kleineres Horn, das von den vorigen zehn gleich drei ausreißt. An diesem Horn sind Augen wie die eines Menschen und ein Maul das anmaßend redet. Dieses Horn steht für den schrecklichsten Herrscher, Antiochus IV. – Epiphanes (Erscheinung Gottes) ließ er sich nennen. Er entweihte den Tempel in Jerusalem und versuchte, jeglichen jüdischen Kult abzuschaffen.
Hoffnungs-Zeit Dieses Schreckensszenario ist die Ausgangslage. Schlimmer geht es nicht mehr. Die Unterdrückten wünschen sich nur noch eines: das Ende. In solchen Situationen entstehen Endzeitreden. Daniel spricht vom Untergang. Dazu beschreibt er eine Gerichtsszene. Die Throne, der Hochbetagte, das weiße Gewand und Haare wie reine Wolle wurden prägend für viele Darstellungen von Gott. Feuerflammen umgeben seinen Thron. Das Feuer umstrahlt ihn. In anderen Situationen zeigt das Feuer den Zorn Gottes. Mit seinem Feuer zerstört er die Feinde, das erhoffen unterdrückte, betende Menschen in der Bibel häufig. Daniel sieht, es ist Zeit für das Gericht. Endlich sollen die hohen Tiere zur Rechenschaft gezogen werden. Dann endlich können die Erniedrigten aufatmen. Das Gericht nimmt Platz und Bücher werden aufgeschlagen. In der Offenbarung des Johannes ist vom Buch des Lebens die Rede. Das vierte Tier, das Daniel sieht, ist nicht eingeschrieben in diesem Buch, es wird wegen seiner anmaßenden Worte vernichtet und auch den anderen Machthabern wird ihre Herrschaft genommen. Das allein kann diejenigen trösten, die unter einem Despoten leiden.
Neue Zeit Das ist aber nicht die einzige Trostbotschaft. Daniel sieht noch mehr: Nun kommt mit den Wolken des Himmels einer wie ein Menschensohn. Da kommt einer, der hat ein menschliches Gesicht und er kommt auf den Wolken des Himmels. Er kommt und schafft Verbindung zwischen Himmel und Erde. Dieser, heißt es, wird vor den Hochbetagten geführt und ihm werden nun Herrschaft und Königtum übergeben. Es ist eine ewige Herrschaft für alle Völker. Die tausendjährigen Reiche der Menschen bestanden alle nicht lange. Hier aber ist von dem die Rede, der so als König unter den Menschen wirkt, wie es von Gott her gedacht ist, als sein Abbild. Mit dem alten Bild des Hirten ist die Aufgabe des biblischen Königs am besten zu vergleichen. Er ist dazu da, die Menschen auf abschüssigen Wegen zu stützen und ihnen Schutz zu bieten, wenn die großen Tiere kommen.
Gute Aussichten Mit der Aussicht auf einen solchen König und Hirten finden Menschen Trost, deren Leben bedroht ist. Dieser König und Hirt, der wahre Mensch, kommt auch auf uns zu, wenn wir nach Gerechtigkeit schreien. Er weist uns den Blick zum Himmel. Dort erwartet uns der wirklich Gerechte.
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Christine Abart |
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