archivierte Ausgabe 6/2012 |
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Die Schriftleitung |
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Leseprobe 2 |
31. Sonntag im Jahreskreis |
III. Kinderkatechese: Gott lieben – wie soll das gehen? (Mk 12,28b–34) |
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Zielsatz: Die Kinder sollen in kindgerechter Sprache an das schwierige Thema der Gottesliebe herangeführt werden. (Die Psalmtexte sind entnommen aus: Arnold Stadler, Die Menschen lügen. Alle. Und andere Psalmen, Frankfurt 6 / 2000)
Gespräche mit Gott vor 3000 Jahren
Wie macht man das – Gott lieben? Gar nicht so einfach, oder? Was macht ihr denn, wenn ihr jemanden lieb habt? Oder woran merkt ihr, dass eure Eltern euch lieb haben? (…) Wenn Menschen einander lieben, verbringen sie Zeit miteinander, sie kümmern sich umeinander, sie machen sich gegenseitig Geschenke, sie erzählen einander von sich und ihrem Leben, sie lachen und weinen miteinander, sie schmusen und manchmal streiten sie auch miteinander. Schmusen können wir mit Gott nicht, denn wir können ihn nicht sehen und schon gar nicht anfassen. Aber mit ihm reden, mit ihm lachen oder weinen, ja sogar mit ihm streiten – das geht schon! Das haben die Menschen schon vor mehr als zweitausend Jahren gewusst. 150 solcher »Gespräche« sind uns in der Bibel überliefert, im Buch der Psalmen. In ihnen haben die Menschen ihr Leben vor Gott gebracht, ihre Not und ihre Verzweiflung, ja sogar ihre Wut, ihre Sorgen und ihre Freuden. Alles im Leben wurde hineingenommen in das große Gespräch mit Gott. Ein paar konkrete Beispiele will ich euch nennen.
In Psalm 22 streitet jemand mit Gott: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen! … Ich schreie! Wenn es hell ist, und du hörst mich nicht, wenn es dunkel ist, und du antwortest mir nicht. … Sei nicht so fern! Ich liege im Dreck. Keiner hilft mir. … Und du, Herr! Hilf doch! Schreite ein! Du, meine Stärke, komm jetzt!«
Psalm 116 ist eine einzige Liebeserklärung an Gott: »Ich liebe ihn, denn er hörte mich … Doch wie kann ich dem Herrn danken für das, was er mir Gutes getan hat? Ich will das Glas erheben und auf ihn trinken. … Ich gehöre ganz dir; dir gehöre ich … durch dich bin ich frei. Ich will dir für alles danken! Dich preisen vor den Augen der Welt.«
Psalm 63 redet von der Sehnsucht nach Gott: »Gott mein Gott, dich suche ich. Ich habe Durst nach dir mit Leib und Seele, so wie ein ausgetrocknetes Stück Land vor der Regenzeit Durst hat nach Wasser.«
Psalm 23 ist ein Mustergespräch über das Vertrauen auf Gott: »Er ist mein Hirt. Und mir fehlt nichts. … Er stillt meinen Durst. Er sagt mir, wie’s weitergeht. … Auch wenn ich durch eine Nacht muss (meine Nacht), gerade dann habe ich keine Angst. Vor nichts. Denn es ist einer bei mir: und das bist du. … Meine Feinde sehen es und können nichts machen.«
In Psalm 18 fühlt sich der Mensch vor Gott wie ein Verliebter, dem gemeinsam mit seiner(m) Geliebten nichts mehr unmöglich erscheint. Er lobt Gott, dass er mit ihm sogar »Mauern überspringen« kann.
Antwortet Gott?
Immer wenn Menschen beten, reden sie mit Gott. Aber Gott sagt doch nichts, denken jetzt vielleicht manche von euch. Das stimmt und stimmt auch nicht. Wir müssen uns lediglich mehr darin üben, auf ihn zu hören. Wenn beispielsweise die Vögel singen oder das Meer rauscht, sagt Gott: Das alles habe ich für euch gemacht. Und wenn du traurig bist oder Angst hast, kannst du spüren, dass Gott sagt: Fürchte dich nicht, ich bin bei dir! Und wenn du froh und glücklich bist, dann freut sich Gott mit dir. Oder wenn du ein schlechtes Gewissen hast, weil du etwas angestellt hast, was nicht in Ordnung war, dann spürst du Gottes Stimme in deinem Inneren.
Gottesliebe zeigt sich in der Nächstenliebe
Und wie ist das mit den Geschenken? (…) Natürlich brauchen wir für Gott nichts zu kaufen oder zu basteln – eine Freude machen können wir ihm aber trotzdem. Wenn ich jemanden lieb habe und ihm eine Freude machen will, dann mache ich etwas, was der andere sich wünscht, etwas, von dem ich weiß, dass er oder sie sich darüber freut. Worüber aber freut sich Gott?
Gott wünscht sich uns, dass wir freundlich zueinander sind, dass wir uns gegenseitig vergeben, dass wir uns helfen, dass wir uns um die anderen Menschen kümmern, vor allem, wenn es ihnen schlecht geht usw. – und so zu handeln versuchen, wie Jesus es getan hat. Gott lieben heißt daher zunächst einmal das Leben lieben, die Menschen lieben, auch sich selbst, denn wir sind alle seine Geschöpfe und er will, dass es den Menschen gut geht. Und so erkennt der Schriftgelehrte in diesem Gespräch mit Jesus auch: Ja, so ist es: Gott »mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben, und den Nächsten zu lieben wir sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer. (Und) Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte.«
Gott verlangt keine Opfer von uns, er braucht keine Geschenke, aber wünscht sich unsere Liebe, unsere Liebe zueinander.
Gott lieben – doch gar nicht so schwer!
Das heißt nun, eigentlich ist es gar nicht so schwer, Gott zu lieben – wahrscheinlich tun wir es viel öfter, als wir denken. Und ich hoffe, dass ihr alle diese Erfahrung schon gemacht habt: Das Leben macht viel mehr Spaß, wenn wir freundlich zueinander sind, wenn wir einen Streit schnell wieder vergessen können und wenn wir nicht immer nur an uns selbst denken. Und noch einmal: Das heißt ganz und gar nicht, dass wir nicht auch an uns selbst denken und zu uns selbst nett sein dürfen. »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« – nicht: »mehr als dich selbst!« Genau genommen ist es ganz einfach, Gott zu lieben. Aber wir können darin immer besser werden, wenn wir öfter einmal an ihn denken und uns fragen: Was wünscht ich Gott jetzt wohl von mir? Es ist nicht anders, als bei den Menschen, die wir lieben. Je öfter wir an sie denken, je bereitwilliger wir auf ihre Wünsche Rücksicht nehmen, desto größer wird die Liebe.
Fürbitten
Gott, alle Menschen wollen glücklich sein. Aber wir vergessen leider oft, wie das geht. Deshalb sind wir manchmal blind für das Unglück der anderen. Wir bitten dich:
– Für die Liebenden: Lass sie glücklich miteinander sein, denn … (GL 751,1) – Für die Einsamen: Mögen sie Menschen finden, die ihnen nahe sind, denn … – Für die Enttäuschten: Sie sollen nicht in Verbitterung verzweifeln, denn … – Für die Trauernden: Wir wünschen ihnen den Trost ihrer Familie, der Verwandten und Freunde, denn … – Für die Kranken: Mögen sie stark sein und Stütze darin finden, dass viele an sie denken, denn … – Für die Toten, die bei dir angekommen sind und nun für immer erfahren …
Guter Gott, mach uns von Tag zu Tag stärker in dem Glauben, dass wir dich lieben, wenn wir unsere Schwester und unseren Bruder lieben, wie es Jesus Christus durch sein Leben gezeigt hat.
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Renate Brosseder |
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