archivierte Ausgabe 6/2013 |
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Die Schriftleitung |
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Leseprobe 2 |
Zur Gräbersegnung |
Das Grab als Zeichen der Verheißung |
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Das Grab der Sara als erstes Grundstück im Gelobten Land
Abraham ist in der jüdisch-christlichen Tradition die Gestalt des Glaubenden schlechthin. Was es um das menschliche Leben ist, was es um die Horizonte sind, die diesem Leben gegeben sind, was es schließlich um das Verhältnis zwischen Gott und Mensch ist, zeigt sich an dieser ursprünglichen Gestalt. Abraham ist die erste historische Gestalt der Bibel, von der erzählt wird, wie an sie ein Wort Gottes ergeht: »Der Herr sprach zu Abraham: Zieh weg aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde. Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein« (Gen 12,1–3). Abraham zieht los, gemeinsam mit seiner Frau Sara. Ihre Wanderschaft ist – begleitet von der Verheißung Gottes – gekennzeichnet als die Suche nach dem gelobten Land, dem Land der Erfüllung, der Weite und der Freiheit. Erfüllt sich in dieser lebenslangen Pilgerschaft ihre Sehnsucht nach der Fülle des Lebens? Lange bevor die Nachkommen Abrahams und Saras sich in diesem Land niederlassen, sterben Abraham und Sara. Nach dem Tod seiner Frau ist der erste Anteil im Gebiet des gelobten Landes die Grabstätte, die Abraham für Sara kauft. »Fremder und Halbbürger bin ich unter euch«, sagt er zu den Hetitern, »gebt mir ein Grab, damit ich meine Toten beerdigen kann« (Gen 23,4). Eine Höhle bei Mamre, dem heutigen Hebron, wird ihm überlassen. Diese Grabstätte, auf der nach biblischem Zeugnis später auch Abraham beigesetzt wird, ist der Anfang. Sie ist die Verheißung auf jenes Land, das Abraham versprochen wurde und das später – im Buch Exodus – beschrieben wird als ein Ort der Freiheit und der Gerechtigkeit, als ein Land, »in dem Milch und Honig fließen« (Ex 3,8).
Unsere Gräber als Stätten der Erinnerung und Orte der Verheißung
Wir gehen heute zu den Gräbern. Sie sind der letzte Ort des irdischen Lebensweges. Hier kommt unsere menschliche Wanderschaft zur Ruhe, ob sie gleichmäßig und Schritt für Schritt verlief oder unruhig, in großen Sprüngen und Brüchen. Die Gräber sind die Orte des schmerzvollen Abschiedes. Ob wir in ihnen auch Stätten des Anfangs sehen können – der Verheißung auf jene Fülle des Lebens, auf jenes Land der Gerechtigkeit und des Friedens, das vor uns liegt?
Wir werden gleich die Namen der Verstorbenen des vergangenen Jahres nennen – jene Kurzformen ihrer unverwechselbaren Lebensgeschichten – und dann zu den Gräbern unserer Verstorbenen gehen und dort die Gräber mit dem Wasser der Taufe besprengen. Vertrauen wir uns und unser Verstorbenen der Treue Gottes an: dass er unsere Pilgerschaft segnet; dass unser Tod nicht das Ende ist, sondern Anteil hat an Gottes Verheißung ewigen Lebens.
Die Evangelien des Ostersonntagmorgens beginnen beim Grab. Wenn die Menschen von den Gräbern weggehen – ins Leben zurück – dann zeichnen sich die Osterboten durch ihre Botschaft aus: gegen die Angst, für das Leben. Können wir die Gräber unserer Toten als Ausgangspunkt erleben für Botschaften, die unseren Hoffnungen und Visionen neuen Auftrieb geben? Ich wünsche uns, dass diese Gedenk-Stätten für uns Orte der Bestärkung sein können: dass das Gute, das von unseren Verstorbenen ausgegangen ist und ausgeht, das Gute, das Gott durch sie gewirkt hat und wirkt, uns auf unserem Lebensweg ermutigt und begleitet – und wir so auf Gottes Verheißung vertrauen können.
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Siegfried Kleymann |
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